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A love worth dying for?
Im Louisiana der 40er Jahre erschießt Toni Jo Henry kaltblütig einen unschuldigen Mann. Für die Justiz keine Frage: Die 26jährige muss auf den elektrischen Stuhl und wird am 28. November 1942 hingerichtet.
Das Opfer musste sterben, die Mörderin musste sterben. Fall erledigt? So einfach die Lösung erscheint, die die Todesstrafe anbietet, desto mehr Fragen wirft sie bei näherer Betrachtung auf.
Eine wahre Geschichte, die Hollywood nicht besser hätte schreiben können:
Anne-Beatrice ist der bürgerliche Name Toni Jos, geboren am 3. Januar 1916, nahe dem Städtchen Shreveport im US-Bundesstaat Louisiana. Sie hat vier Geschwister. Als sie sechs Jahre alt ist, stirbt die geliebte Mutter. Mit 13 geht Anne von der Schule ab, um Geld zu verdienen. Die Weltwirtschaftskrise beginnt gerade. Doch ihren Job in einer Nudel-Fabrik verliert sie, als herauskommt, dass ihre Mutter TBC hatte.
Sie kommt heim und wird von ihrem Vater, einem Alkoholiker, geschlagen. Die Halbwaise hatte seit langem ihre Tante gebeten, sie aus diesem Haus zu nehmen. Jetzt verlässt sie es aus freien Stücken - denn bleiben kann sie nicht. Wohin ohne Geld, ohne Ausbildung, zu Beginn der Großen Depression? In die Prostitution, wie andere unzählige Mädchen und Jungen ohne Zukunft. Sie - nun alias Toni Jo - trinkt, kifft, kokst, kennt die regionale Unterwelt. Zehn Jahre geht das so.
Dann trifft im Bordell Claude Henry, genannt „Cowboy“ (s. Foto oben links). Er hat weder Geld noch Arbeit, aber seine Liebe. Er bringt sie von den Drogen weg, sie heiraten. In den Flitterwochen geht es nach Süd-Kalifornien. Dort kommt ein Brief, eine Vorladung: Claude hat in einer Bar-Schießerei einen Ex-Polizisten getötet. Er ist nur auf Kaution frei, das Verfahren läuft.
Anne beschwört ihn, mit ihr durchzubrennen. Doch er stellt sich dem Gericht - er sagt, es war Notwehr. 50 Jahre lautet das Urteil. Anne ist verzweifelt. Sie will ihn aus dem texanischen Staatsgefängnis befreien. Aus der ihr gut bekannten Unterwelt kommen Warnungen. Ihr Plan ist einfach absurd. Doch der Gauner Harold Burks alias Arkinsaw, genannt Archie, macht mit: Waffen besorgen, ein Auto stehlen, eine Bank ausrauben, das
Gefängnis knacken.
Am 14. Februar 1942 halten Toni Jo und Archie in Orange/Texas Ausschau nach einem Auto. Toni Jo ist mit einem Revolver bewaffnet. Da kommt es: ein neues Ford V8 Coupe. Darin sitzt Joseph P. Calloway, der den Wagen gerade an einen Freund ausliefert. Er sieht die beiden und bietet ihnen an, sie mitzunehmen.
Als sie eine Weile über Land fahren, holt Toni Jo ihren Revolver heraus, bedroht den Fahrer und zwingt ihn, einen einsamen Weg zu nehmen. Sie halten. Calloway muss aussteigen, sich ausziehen - seine Kleidung soll später Claude tragen - und in den Kofferraum steigen. Die Fahrt geht weiter, bis Toni Jo eine geeignete Stelle sieht: Ein Feld mit großen Heuhaufen. Sie zwingt Calloway ruhig und gezielt dorthin, lässt ihn niederknien und schießt ihn in den Kopf - kalt und präzise wie bei einer Hinrichtung.
Archie ist fertig. Mord! Er haut ab. Toni Jo ist jetzt alleine. Sie nimmt den Bus zurück in ihre Heimatstadt und steht bald verunsichert vor der Tür ihrer Tante. Diese merkt, dass etwas mit Toni Jo nicht stimmt und will sich an ihren Bruder wenden, einen Polizisten. Doch der ist im Urlaub, also spricht sie mit einem Kollegen. Er will sich die Sache mal ansehen, sie gehen gemeinsam zu dem Wohnhaus der Tante zurück.
Toni Jo gesteht: Sie erzählt ungefragt und vollkommen unverdächtigt die ganze Geschichte, händigt den benutzten Revolver aus, beschreibt den Ort des Mordes. Die Beweislage ist mehr als klar, das Opfer wird gefunden, das Verfahren eröffnet. Toni Jo nennt Archie zuerst nicht, da sie das Bild stört, das die Medien von ihr zeichnen. Dann nennt sie ihn schließlich doch und versucht, ihm den Mord anzuhängen. Erfolglos. Beide werden wegen Mordes verurteilt.
Toni Jo geht durch die Instanzen, um eine Änderung der Todesart von Erhängen auf elektrischen Stuhl zu erwirken (auch Archie wird später so hingerichtet). Sie lässt sich interviewen, redet über ihre Liebe zu Claude. Der wollte ausbrechen und sie befreien. In einem letzten Telefonat ist er am Ende und sie sagt ihm, er solle das Gefängnis verlassen und etwas aus seinem Leben machen. Am Tag ihrer Hinrichtung meint sie zu einem Fotografen: „Ich habe zweimal gelächelt, Mister. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie viel Talent heute hier verschwendet wird?“.
Quelle: http://www.geocities.com/trctl11/toni.html.
Foto oben links: Cowboy Henry
Foto rechts: Toni Jo Henry wird von Father Richards und Sheriff Henry Reid in die Todeskammer begleitet. Fünf Minuten nach Aufnahme dieses Fotos ist sie tot!
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